Je ne regrette rien - No "Regretting Motherhood"

Ihr lieben Leser & Mamas,

heute morgen zum Frühstück fiel mein Augenmerk auf einen Artikel in der FAS mit dem Titel 
"Stillst du noch? Bereust du schon? - Im Moment hat man das Gefühl, es gebe nur noch Mütter, die ihre Entscheidung am liebsten rückgängig machten. Die Debatte um "Regretting Motherhood" zeigt aber eher: Muttersein in Deutschland ist kein Privatvergnügen mehr.",
der mich sehr bewegt hat. (Leider ist der Artikel noch nicht online verfügbar, sobald er online ist verlinke ich ihn) Hier ist er, online etwas anders als in der Printversion.

Es geht darum, dass es anscheinend viele Frauen gibt, die das Mutterdasein bereuen, weil sie finden, dass ihr Leben vor dem Kind viel schöner war! 

Nun ja, das ist bestimmt immer Ansichtssache, aber was genau wird denn vermisst? Sind es die spontanen Treffen mit Freunden, spontane Urlaubstrips oder die Verwirklichung im Job? Einfach das Leben ohne Rücksichtnahme auf andere bzw. die Unterordnung in einem Familienkonstrukt? Laut Artikel geht es um "die Mutter, die eigentlich keine sein will - und keine wäre, wenn sie noch mal zurück auf Los gehen könnte." Aber wie eintönig wäre dann das Leben ohne leuchtende Kinderaugen oder Satzkonstrukte über die man schmunzelt und manchmal auch laut loslachen muss oder die Unvoreingenommenheit gegenüber dem Leben.


Sicherlich gibt es auch Tage, an denen ich mich frage, warum ich das alles mache! Besonders, wenn ich beide Kinder aus der Kinderkrippe abgeholt habe und die Zeit bis zum Schlafengehen mir ewig lang vorkommt. Weil die Kinder sich gegenseitig bekabbeln, dann weinen, schreien und quietschen und bespielt werden möchten. Gleichzeitig kommt der Wunsch nach Kekse essen auf oder Brötchen oder oder... Und wieder quengeln beide Kinder zusammen und man weiß in diesem Moment nicht was man zu erst machen soll. Erst das eine weinende kleine Kind beruhigen oder das quengelnde nach Keksen rufende Kind. Na gut, dann erst das Kleine beruhigen. Geschafft! Aber das große Kind möchte immer noch Kekse! Kurze Verhandlung ob ein Apfel, Banane oder Physalis nicht doch besser und gesünder sind, aber das große Kind sich nicht darauf ein und besteht auf die Kekse. Das kleine Kind stimmt währenddessen in den Klagesang der Großen mit ein. Ufff... In Gedanken bin ich auf 180. Aber ich bleibe ruhig und suche die Kekse, natürlich die gesunden Vollkornkekse :-) Und für einen kurzen Moment herrscht selige Ruhe und ich atme durch und weiß dieser Nachmittag fängt gut an. Und in meinem Kopf ordne ich noch schnell die Dinge, die noch abgearbeitet werden sollten (Spülmaschine ausräumen und einräumen, Waschmaschine bestücken, Trockner ausräumen...) Gleichzeitig weiß ich, dass nach der Pause wieder Aktionen anstehen in Form von ausgeräumten Regalen und Bausteinkisten die mutwillig ausgekippt werden und das reinste Chaos in der Wohnung herrscht. 

Aber wie sähen meine Nachmittage aus, wenn ich keine Kinder hätte? Ich würde nach der Arbeit vollkommen geschafft nach Hause kommen, mir vielleicht noch einen Kaffee machen um wieder fit zu sein, wenn man sich kurze Zeit später mit den kinderlosen Freunden trifft. Vielleicht zum shoppen oder um ins Kino zu gehen oder einfach zum Quatschen. Vielleicht würde ich auch einfach nur meine Schlabberhose anziehen und den TV anmachen um mich berieseln zu lassen und zu entspannen. Oder zum Sport gehen.

Ist man "nur" glücklich wenn man arbeiten geht? Oder kann man nicht beides miteinander kombinieren? Oder muss man dafür zu viel aufgeben und kann keine Karriere mehr machen? Zu viele Fragen, aber ich denke, dass es in gewisserweise auch die fehlende Bestätigung einer Mutter ist, wenn sie sich aufopfert und leidenschaftlich um die Erziehung der Kinder kümmert und ihre eigenen Bedürfnisse dafür in den Hintergrund stellt. Viel zu selten ist die Wertschätzung vom Partner. Auch bei uns. Ich fordere es meistens irgendwie ein, so dass er es nicht merkt. ;-) Und wenn das Lob dann mal ohne aufdringliches Nachbohren, a` la "das habe ich doch gut gemacht, oder?" ausgesprochen wird, dann ist es ein ziemlich komisches Gefühl. Mir fällt es schwer Anerkennung oder positives Feedback zu bekommen, weil ich immer denke, dass ich trotzdem noch nicht gut genug war. So ist es auch mit Komplimenten, die fallen mir auch leichter sie anzunehmen, wenn sie negativ sind. Aber ich arbeite daran öfter mal "DANKE!" oder "Schön, dass es dir aufgefallen ist" zu sagen!!

Aber zurück zum Thema: Wir leben in einer Zeit der Selbstverwirklichung und meistens hat da kein Kind Platz. Auch bei mir war es so. Kinder waren für mich kein Thema weil ich wußte, wenn sie erst einmal da sind, kann ich sie nicht im nächsten Laden wieder zurückgeben oder umtauschen, sondern muss mich mit ihnen und ihrer kleinen Welt auseinandersetzen. Und auch mit der veränderten Situation innerhalb der Partnerschaft.

Aber eines Tages war es dann soweit. Ich wurde Mutter - es ist einfach so passiert - und schon achtzehn (18) Monate später kam das Zweite Kind. Ich kann nur sagen, für die Erfahrung Mutter gibt es einfach kein Drehbuch!!! Das ist das reale Leben. Man kann es bestehen und leben, es funktioniert!! 

Ohne Kinder würde mir  definitiv etwas im Leben fehlen. Ich bin das Risiko eingegangen mit seinen täglichen Höhen und Tiefen. Man sollte sich viel öfter an die schönen Ereignisse erinnern, die das Familienleben mitsichbringt. Auch wenn es viel Organisation und Planung erfordert. Jeder Mensch hat von seinen Eltern Werte vermittelt bekommen, die es gilt weitergetragen und weiterentwickelt zu werden.

Das Glück!

Und noch eine andere Frage stelle ich mir: Was ist eigentlich in 40 bis 50 Jahren wenn ich alt, schrumpelig und krank - vielleicht dement - bin? Wer pflegt mich dann? Wer bringt mich zum Lachen? Ist es nicht viel besser von einem Familienmitglied betreut zu werden? Oder allein in einer Seniorenresidenz zu leben und gelegentlich - an guten Tagen - an seine Erfolge im Beruf zurückzudenken?

Und zum Schluss die Frage: Was ist mit den Männern? Gibt es ein Regretting Fatherhood? 

Wie war bzw. ist es bei Euch? Wie seht ihr die Entwicklung der Regretting Motherhood. Seid ihr vielleicht eine? Oder ein echter Familienmensch?

Schönen Sonntag 
Yvonne 




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